Die Preisträgerinnen und Preisträger.
Wer sind die Gewinnerinnen und Gewinner des Heinrich-Wieland-Preises, und was sind ihre wissenschaftlichen Durchbrüche?
Der Heinrich-Wieland-Preis wurde 1964 vom Margarine-Institut ins Leben gerufen, um wissenschaftliche Erkenntnisse über Lipide und Ernährung zu fördern. Anfänglich würdigte er herausragende Forschung in der Biochemie und Physiologie mit einem besonderen Fokus auf die klinische Bedeutung von Lipiden. Von 2000 bis 2010 wurde der Preis von der Firma Boehringer Ingelheim gestiftet, wodurch sein thematischer Rahmen erweitert und das Preisgeld auf 50.000 EUR angehoben wurde. Im Jahr 2011 ging der Preis in die Trägerschaft der Boehringer Ingelheim Stiftung über.
Im Laufe der Jahre hat sich der Preis weiterentwickelt und ehrt heute weltweit führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre bahnbrechende Forschung zu biologisch aktiven Molekülen und Systemen in den Bereichen Chemie, Biochemie und Physiologie sowie deren klinische Bedeutung.
Entdecken Sie die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Errungenschaften:


2024: Benjamin F. Cravatt - Chemisch aktive Proteine identifizieren und verstehen
Proteine sind die Bausteine des Lebens. Sie ermöglichen und steuern die chemischen Reaktionen des Körpers. Ihr Zusammenspiel zu verstehen, ist das Ziel des Amerikaners Benjamin F. Cravatt. Mit seiner Forschung will der Professor für Chemische Biologie am Scripps Research Institute in La Jolla die Rolle von Proteinen bei der Entstehung von Krankheiten verstehen, um neue therapeutische Ansätze für deren Behandlung zu finden. Dafür hat er eine Technologie erfunden, die es erlaubt, die chemische Aktivität einzelner Proteine im komplexen Gemisch einer Zelle oder gar eines ganzen Organismus zu messen. Diese Technologie heißt Activity-based Protein Profiling, kurz ABPP. Dreh- und Angelpunkt von ABPP sind kleine Moleküle (Sonden), die gezielt chemisch aktive Stellen von Proteinen erkennen und sich irreversibel daran anheften. Die Sonden müssen so auf das aktive Zentrum eines Proteintyps zugeschnitten sein, dass sie diesen nur erkennen, während er sich im aktiven Zustand befindet. Die so markierten Proteine können nun von ihren inaktiven Kopien und allen anderen Proteinen in einer Zelle unterschieden und untersucht werden. Auch krankhaft veränderte Proteine kann man auf diese Weise identifizieren. ABPP wird mittlerweile weltweit eingesetzt, sowohl in der Grundlagenforschung, aber auch in der Entwicklung neuer Medikamente, für die diese Technologie ganz neue Möglichkeiten eröffnet hat.
Für seine bahnbrechenden Arbeiten erhielt Benjamin F. Cravatt am 24. Oktober in München den Heinrich-Wieland-Preis 2024. Die Preisverleihung fand im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums statt. James E. Rothman von der Yale University in den USA, Nobelpreisträger und Heinrich-Wieland-Preisträger, hielt den Eröffnungsvortrag. Zu mehr Informationen geht es hier (nur in englischer Sprache).
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2011–2023

Immer mehr Menschen weltweit sind von Übergewicht betroffen. Oftmals folgen darauf Diabetes, schwere Herzkreislauferkrankungen und viele andere Komplikationen. Um diese globale Gesundheitskrise zu bekämpfen, benötigen wir effektive Medikamente: Prof. Matthias Tschöp von Helmholtz Munich und der Technischen Universität München (TUM), ein Pionier auf diesem Gebiet, hat die zentralen Mechanismen der Gewichtsregulierung entschlüsselt und Medikamente entwickelt, die Übergewicht und dessen Folgen effektiver denn je behandeln bzw. vorbeugen können.
Für seine bahnbrechende Arbeit erhielt er am 19.Oktober 2023 im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums in München den mit 100.000 EUR dotierten Heinrich-Wieland-Preis der Boehringer Ingelheim Stiftung.
Link zur vollständigen Pressemitteilung
Link zum Programm des Symposiums (nur in englischer Sprache)

Xiaowei Zhuang von der amerikanischen Harvard Universität erhielt den Heinrich-Wieland-Preis 2022 der Boehringer Ingelheim Stiftung in Höhe von 100.000 EUR für ihre brillanten bildgebenden Verfahren, mit denen sie bahnbrechende Entdeckungen in der Zell- und Neurobiologie gemacht hat. Ihre Methode STORM zeigt uns in lebenden Zellen Strukturen von nur 100 Atomen Breite und MERFISH, wo genau in einer Zelle welche Gene aktiv sind, und das für bis zu 10.000 Gene gleichzeitig. In den letzten 16 Jahren haben Zhuang und andere Forschende weltweit mit diesen Methoden bereits wertvolle Einsichten in komplexe biologische Vorgänge erzielt.
Der Preis wurde Xiaowei Zhuang am 6. Oktober 2022 während einer feierlichen Zeremonie übergeben, die im Anschluss an ein wissenschaftliches Symposium im Münchener Schloss Nymphenburg stattfand.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Programm des Symposiums (nur in englischer Sprache)

Der weltweit angesehene Immunologe Professor Thomas Boehm hat unser Verständnis vom Immunsystem der Wirbeltiere grundlegend verändert. Dafür verlieh ihm die Boehringer Ingelheim Stiftung am 21. Oktober 2021 in München den mit 100.000 EUR dotierten Heinrich-Wieland-Preis. Am 2. November fand eine Online-Podiumsdiskussion für die breite Öffentlichkeit im Rahmen der Berlin Science Week statt. Boehm hat erforscht, wie sich das Immunsystem der Wirbeltiere entwickelt hat, wie es sich im Laufe des Lebens etabliert und sogar, wie es sich auf unsere Partnerwahl auswirkt. Dabei hat er immer wieder bahnbrechende und überraschende Entdeckungen gemacht, die weit über die Immunologie hinausreichen.
Mehr Informationen finden Sie in der vollständigen Pressemitteilung.
Ein Filmporträt des Preisträgers finden Sie auf dem Heinrich Wieland Preis YouTube-Kanal. Informationen zur Verarbeitung personenbezogener Daten beim Abruf des Videos finden Sie in unserer Datenschutzerklärung zum Abruf von Video- und Audiodateien über YouTube.
Das Programm des Verleihungssymposiums anlässlich des Heinrich-Wieland-Preises 2021 finden Sie hier (nur in englischer Sprache).

Die Boehringer Ingelheim Stiftung und das Kuratorium des Heinrich-Wieland-Preises haben Professor Craig M. Crews von der Yale University in New Haven, Connecticut, USA, als diesjährigen Preisträger ausgewählt. Professor Craig M. Crews erhält den Preis für seine Pionierforschung auf dem Gebiet des gezielten Proteinabbaus. Seine Forschungsergebnisse ermöglichen es, völlig neue Therapien gegen Krankheiten wie z. B. verschiedene Krebsarten zu entwickeln. Das wissenschaftliche Symposium und die festliche Verleihung des Heinrich-Wieland-Preises 2020 finden aufgrund der COVID-19-Pandemie erst 2021 statt.
Mit der digitalen Veranstaltung "Starting up Science: From lab to therapy" am 2. November 2020 nahm die Boehringer Ingelheim Stiftung an der diesjährigen Berlin Science Week teil. Als Ehrengast begrüßte die Stiftung Professor Craig M. Crews. Er sprach mit Professor Christian Hackenberger aus Berlin und Professor Andrea Tüttenberg aus Mainz darüber, wie Ideen aus der Neugier-getriebenen Grundlagenforschung neue Therapien ermöglichen und wie wissenschaftsbasierte Gründungen in den USA und in Deutschland gelingen können. Zuschauer/-innen konnten sich live an der Diskussion beteiligen und ihre Erfahrungen einbringen.
Mehr Informationen finden Sie in unserer Pressemitteilung.

Jens C. Brüning vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln erhält den Heinrich-Wieland-Preis 2019 für seine bahnbrechende Forschung darüber, wie das Gehirn den Energiestoffwechsel im Körper steuert.
Durch elegante genetische Studien an Mäusen entdeckte Jens Brüning wichtige und überraschende Funktionen des Insulin-Signalwegs. Unter anderem wies er nach, dass Insulin im Gehirn als Signal für Gewichtsabnahme wirkt. Er identifizierte die Schaltkreise im Hypothalamus, die steuern, wann der Körper Energie aufnimmt, speichert oder verbraucht und deckte so grundlegende Prinzipien auf, die dabei helfen werden, vorherrschende Stoffwechselerkrankungen zu verstehen und zu heilen. Der mit 100.000 EUR dotierte Preis wurde ihm im Rahmen eines internationalen wissenschaftlichen Symposiums am 7. November 2019 in München verliehen.
Zum Programm des englischsprachigen Symposiums.
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Pascale Cossart vom Institut Pasteur in Paris, Frankreich erhält den Heinrich-Wieland-Preis 2018 für ihre grundlegenden Beiträge zur Molekularen Infektionsbiologie.
Cossart ist Pionierin der von ihr benannten "Zellulären Mikrobiologie", die molekular- und zellbiologische Ansätze miteinander verbindet. Sie entdeckte Schlüsselelemente und Strategien, mit Hilfe derer bakterielle Erreger in die Zellen und Gewebe eines Organismus eindringen und konnte zeigen wie die Erreger Körperbarrieren, wie die Darmschleimhaut des Wirts, überwinden. Cossart arbeitet überwiegend mit dem Krankheitserreger Listeria monocytogenes, den sie als Modellorganismus etabliert hat. Heute ist L. monocytogenes einer der am besten untersuchten bakteriellen Erreger. Cossarts inspirierende Arbeiten haben den Weg geebnet, um neue Therapien gegen bakterielle Infektionen zu entwickeln.
Der mit 100.000 EUR dotierte Preis wurde Pascale Cossart im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums am 22. November 2018 in München verliehen.
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Hier finden Sie ein Bild von mit Listerien infizierten Zellen.
Hier finden Sie das Programm des Symposiums (nur in englischer Sprache).

Professor Alexander Varshavsky vom California Institute of Technology in Pasadena, USA, erhält den Heinrich-Wieland-Preis 2017 für seine Entdeckung der Biologie des Ubiquitin-Systems, einem Set von regulatorischen Prozessen, das unter anderem den Proteinabbau in der Zelle steuert.
Varshavsky hat unsere Sicht auf die zelluläre Physiologie revolutioniert, indem er gezeigt hat, dass es genauso wichtig ist, den Abbau von Proteinen zu regulieren, wie ihre Herstellung. Er hat außerdem Schlüsselmechanismen des Ubiquitin-Systems identifiziert sowie die ersten Abbau-Signale in kurzlebigen Proteinen. Er hat als Erster die physiologische Bedeutung der Ubiquitin-Konjugation entschlüsselt, beispielsweise in so grundlegenden Prozessen wie dem Zellzyklus, der DNA-Reparatur, der zellulären Antwort auf Stress und der Proteinherstellung. Varshavskys fundamentale Entdeckungen haben mehrere neue Felder in der biomedizinischen Forschung eröffnet und bereits zu neuen Therapien geführt. Der mit 100.000 EUR dotierte Preis wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums am 19. Oktober 2017 in München verliehen.
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Hier können Sie sich das Programm des Symposiums anschauen (nur in englischer Sprache).
The Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien, USA
Der Chemiker Professor Peter G. Schultz (The Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien, USA) erhielt den Heinrich-Wieland-Preis 2016 für seine grundlegenden Beiträge zur biologisch inspirierten Synthese neuer Moleküle und insbesondere für die Erweiterung des genetischen Kodes.
Schultz kombiniert Methoden der Natur und aus dem Chemielabor, um Moleküle mit neuartigen Funktionen herzustellen. Diese können helfen, die Geheimnisse des Lebens zu entschlüsseln, Medikamente zu entwickeln oder als Grundstoff für neue Materialien dienen. Seine Ergebnisse haben zu – teilweise bereits zugelassenen – Wirkstoffen gegen Krebs, Tuberkulose, Autoimmun- und degenerative Krankheiten geführt.
Hier finden Sie die deutsche Pressemitteilung.
Hier können Sie sich das Programm des Verleihungssymposiums anschauen (nur in englischer Sprache).
Universität Oxford, Großbritannien
Gero Miesenböck hat als Erster einen lichtgesteuerten An-Aus-Schalter in Gehirnzellen eingebaut. Mit der wegweisenden Methode können Forscher Nervenzellen gezielt an- und ausschalten. Sie lernen so Stück für Stück, welche Schaltkreise im Gehirn welches Verhalten beeinflussen und was bei Krankheiten schiefläuft. Für die als „Durchbruch des Jahrzehnts“ betitelte Methode erhielt Gero Miesenböck, Professor an der Universität Oxford, den Heinrich-Wieland-Preis 2015.
Hier können Sie sich das Programm des Verleihungssymposiums anschauen (nur in englischer Sprache).
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, Deutschland
Reinhard Jahn erhält den Heinrich-Wieland-Preis 2014 für seine bahnbrechenden Arbeiten zu Membranfusion und Neurotransmitter-Ausschüttung – Prozesse, die u. a. ablaufen, wenn Körperzellen wachsen, Stoffe transportieren oder Signale senden. Aufbauend auf seinen Ergebnissen hat Jahn ein bis heute gültiges Modell der Fusion zwischen Vesikeln und Zellmembran entworfen: Sogenannte SNARE-Proteine, die auf beiden Membranen sitzen, verhaken sich wie ein Reißverschluss und die Membranen verschmelzen miteinander.
Hier können Sie sich das Programm des Heinrich-Wieland-Preis-Symposiums 2014 anschauen (nur in englischer Sprache).
Universität Cambridge und Gurdon Institute in Cambridge, Großbritannien
Seine Forschungsergebnisse geben Hoffnung auf neue Medikamente gegen Blutkrebs, auch bekannt als Leukämie. Basis dafür sind die Durchbrüche, die Tony Kouzarides vom Gurdon Institute in Cambridge, Großbritannien, auf dem Feld der Epigenetik erzielt hat. Epigenetik erforscht zelluläre Mechanismen, die steuern, welche Teile unseres Erbguts wann aktiv sind. Für seine grundlegenden und Dogma-verändernden Entdeckungen sowie deren Bedeutung für die Krebsforschung erhielt er den Heinrich-Wieland-Preis 2013.
University of California in Berkeley, USA
Der Heinrich-Wieland-Preis 2012 würdigt Carolyn Bertozzis Pionierarbeit zu den biologischen Funktionen von Zuckern, vor allem zur Veränderung von Zuckerketten im Zusammenhang mit Krebs, Entzündungen und Infektionen. Mit ihrer revolutionären Methode, der sogenannten bioorthogonalen Chemie, dringt die Preisträgerin in das kaum erforschte Gebiet der Zuckerbiologie vor und öffnet damit Türen für neue Diagnoseverfahren und Therapieansätze.
Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, Deutschland
Franz-Ulrich Hartl formulierte ein neues Konzept, wie Proteine eine definierte, dreidimensionale Form annehmen und erhielt dafür den Heinrich-Wieland-Preis 2011. Entgegen der früher geltenden Ansicht, dass sich alle Proteine spontan und ohne Hilfe falten, zeigte Hartl, dass die Proteinfaltung ein komplexer Prozess ist, der Helferproteine, sogenannte Chaperone, benötigt.
Alle Preisträgerinnen und Preisträger seit 1964
Hier finden Sie eine Liste aller Heinrich-Wieland-Preisträgerinnen und -Preisträger von1964 bis heute.